Recruiting
in der Zeitarbeit: der Wettbewerb um die besten Fachkräfte hat
begonnen.
Die Zeitarbeit boomte in den letzten Jahren, doch der Zenit ist
überschritten. Und was macht die Branche? Sie intensiviert die
Kundenakquise und übersieht dabei, dass der eigentliche Engpass
die Fachkräfte sind. Nur wer gute Arbeitskräfte zu vermitteln
hat, wird sich im schrumpfenden Markt behaupten. Logische
Konsequenz: Werben Sie um Zeitarbeitnehmer wie um Kunden.
Das
Problem ist bekannt: Facharbeiter sind Mangelware und damit sinkt
auch die Zahl der verfügbaren Fachkräfte für
Zeitarbeitsunternehmen. Auch die Ursachen sind kein Geheimnis:
•
Die gute Konjunktur schafft Fest-Arbeitsplätze.
•
Infolge der demographischen Entwicklung kommen weniger Lehrlinge
nach als Mitarbeiter in Rente gehen.
•
Die Zahl der Zeitarbeitsanbieter ist gestiegen.
Zusätzliches Problem infolge dieser Arbeitskraft-Verknappung sind
hohe Übernahmequoten. Diesen Trend fühlt die ganze Branche und
eine Blitzumfrage der Düsseldorfer Unternehmensberatung StufeZwei
bestätigt: Aus nahezu allen Zeitarbeitsfirmen wandern mehr
Mitarbeiter als je zuvor in feste Arbeitsverhältnisse ab. Das
schmälert das Umsatzpotenzial.
Wer ist der Kunde?
Angesichts dieser grundlegenden Marktveränderung reicht es nicht,
bisher Bewährtes einfach zu verstärken. Grundsätzliches
Umdenken ist angesagt. Zeitarbeitsunternehmen müssen sich fragen,
in welche Kunden Disponenten ihre Zeit investieren. Kunden, das
sind nicht nur die Unternehmen. Auch Bewerber und Mitarbeiter sind
als Kunden zu betrachten.
Nach Jahren des komfortablen Bewerberüberhangs ist der Wettbewerb
um gute Bewerber entbrannt. Konkurrenten auf dem schrumpfenden
Bewerbermarkt sind nicht nur andere Zeitarbeitsanbieter, sondern
auch die Unternehmen, die mit Festanstellung locken.
Grundsätzliches Umdenken bedeutet: Der Kandidat, der heute an der
Bewerbertheke erscheint, ist der Deckungsbeitrag von morgen.
Entsprechend ist er zu umwerben. Bewerber sind heute
aufgeklärter. Sie kennen ihren Wert, wissen um die
Angebotsvielfalt und wollen nur beim besten Zeitarbeitsunternehmen
einsteigen. Pünktliche Lohnzahlung halten sie für
selbstverständlich. Wer auf dem Kandidatenmarkt gewinnen will,
muss zwei zentrale Aufgaben optimal bewältigen:
• Geeignete Bewerber finden und ansprechen
(Kommunikationswege)
•
Sich selbst als Arbeitgeber optimal präsentieren
Wo sind die Kunden zu gewinnen?
Das Mindeste für ein Unternehmen ist ein aktueller (!),
übersichtlicher Stellenmarkt auf der eigenen Webseite. Zum
Standard geworden sind auch MCP-Systeme. Multichannel Posting
erlaubt das automatisierte Einstellen von Stellenanzeigen in
Jobportalen wie stepstone.de, monster.de, meinestadt.de oder
VerBIS, der Jobbörse der Arbeitsagentur.
Das reicht aber nicht. Unerlässlich ist zudem eine aktive und
gezielte Ansprache der Bewerber in ihrem berufsspezifischen
Umfeld, z.B. über Handwerkskammern, Innungen oder
Branchenzeitschriften.
Bewerber für sich werben lassen!
Unschlagbar in der Bewerberwerbung ist das Empfehlungsmarketing.
Mitarbeiter empfehlen ihr Zeitarbeitsunternehmen – das ist
effektiv und sogar kostenlos, allerdings: Empfehlungen werden
Unternehmen nur bekommen, wenn sie den Nerv der Bewerber treffen.
Hier sind wir beim zweiten zentralen Punkt, der Ansprache der
Bewerber und den Botschaften, die Unternehmen über sich
vermitteln. Bei der Botschaft geht es um das klassische Ziel jeder
Art von Vertriebsarbeit, um die Abgrenzung von anderen
Zeitarbeitsfirmen: Welche Vorteile haben Bewerber beim eigenen
Unternehmen, die von anderen nicht so leicht imitierbar sind?
Leistungen kommunizieren
Wenn Unternehmen auf wenige oder nur eine Branche spezialisiert
sind, sollten sie dies herausstellen. Bewerber fühlen sich mit
ihren (...)
Timo Mühlmann
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