Heft 12/2021

Heft Dezember 2021

"Blickpunkt Dienstleistung" Heft 12/21 - Inhalt

Die Beiträge von:

  • Christian Baumann

  • Werner Stolz

  • Dr. Alexander Bissels und Kira Falter

  • Horst Thurau

  • Prof. Dr. Hansjuergen Tuengerthal

  • Hartmut Lüerßen

  • Dr. jur. Adrian Hurst

  • Arnd Schumacher

  • Thomas Ball und Lena Krumm

  • Peter Löber

  • Ingrid Hofmann

  • Tina Voß

  • Dr. Robert Bauer

  • Helmut Meyer und Florian Meyer

  • Vierte Ausgabe der Veranstaltungsreihe "ARBEIT & PERSONAL" kompakt widmet sich Zeitarbeit im Fokus der Rechtsprechung

  • Aufbruchstimmung am Arbeitsmarkt - Seit Corona: Mehrheit der Beschäftigten sieht berufliche Ziele klarer

  • Der Arbeitsmarkt in der Großen Rezession und der Covid-19-Krise: Erwerbstätigkeit in der Covid-19-Krise deutlich stärker betroffen

Leseprobe

Bundesvorsitzender des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen e.V.

Christian Baumann

Wir starten mit einer neuen Bundesregierung und einer neuen Virus- Variante in das Jahr 2022. Beides könnte für die Branche nach einem weiteren schwierigen Jahr besorgniserregend werden. Immerhin hat die Corona-Pandemie jetzt bereits zu starken Einbußen für Zeitarbeitsunternehmen geführt. Wir sprechen hier nicht von kleineren Ausfällen, sondern von Marktverlusten bis zu 50 Prozent.

Ähnlich besorgniserregend muteten die Wahlprogramme der SPD, Grünen und Linken an: Verbot der Zeitarbeit bis zu Equal Pay ab dem ersten Tag plus einer Flexibilitätsprämie. Der Beschluss gegen die Tarifautonomie zu arbeiten, schien bereits gefasst. Doch der Koalitionsvertrag schlägt glücklicherweise andere Töne an. Von einer Stärkung der Tarifpartner und Tarifbindung ist die Rede – Zeitarbeit erhält das Prädikat „notwendiges Instrument“. Hier zeigt sich, dass die politische Kommunikation des Verbandes auch im Vorfeld der Bundestagswahl Erfolg hatte. Und das zurecht, denn wie notwendig Personaldienstleistung ist, hat nicht nur die Gesundheitskrise, sondern auch der Kräftemangel deutlich gemacht.

Einen Schritt zur Gleichstellung mit anderen Arbeitsverhältnissen konnte die Branche bereits nehmen, indem auch für sie das überlebenswichtige Kurzarbeitergeld zur Sicherung von Arbeitsplätzen zugesichert wurde. Warum die Hilfsmittel nur auf diese Krise begrenzt genehmigt werden, obwohl Unwetterkatastrophen und andere Ausnahmesituationen natürlich auch Zeitarbeitsfirmen treffen können, bleibt eine schmerzhafte Erinnerung, wie weit wir noch von einer Anerkennung seitens der Politik entfernt sind.

Das zeigte sich auch, als ein Sündenbock für die schlechten Arbeitsbedingungen im Fleischsektor nötig war. Unter dem Vorwand der Schutzbedürftigkeit führte die Regierung massive Einschränkungen für die Zeitarbeit ein. Da wir die Eingriffe für unverhältnismäßig, nicht zielgerichtet und wahrscheinlich verfassungswidrig halten, haben wir betroffene Zeitarbeitsunternehmen unterstützt, die in Karlsruhe Klage eingereicht haben.

Unsere Branche hat auch ohne zusätzliche Verbote in dieser Zeit genug zu kämpfen. Dabei wäre mehr Freiheit für die Zeitarbeit auch ein Plus für die Gesamtwirtschaft. In einem Land, in dem kaum genug Lastwagenfahrer oder Logistikkräfte gefunden werden können, ist es unvernünftig, der Personaldienstleistungsbranche noch mehr Regulierung aufzuzwingen. Umso erstaunlicher und trauriger, dass es der Branche weiterhin verboten ist, Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben. Letztendlich wird die Verfügbarkeit von Flexibilität über Sieg oder Niederlage der deutschen Wirtschaft entscheiden – und wir sind diese Flexibilität und eine der wenigen Chancen, mit dem Fachwissen der Branche aktiv gegen den Fachkräftemangel vorzugehen. Doch damit das geschehen kann und die Gesamtwirtschaft genug Flexibilität hat, benötigt die Personaldienstleistung vor allem Planungssicherheit, und die bleibt ihr seit Jahren verwehrt. Auch deswegen müssen sich Personaldienstleister breiter aufstellen, neue Branchen erschließen und sich mehrere Standbeine für ihre Stabilität sichern. Der wichtigste Zukunftstrend ist, dass die Personalgewinnung immer schneller und teurer wird. Es lohnt sich also immer mehr, die Fluktuation im eigenen Betrieb gering zu halten. Investiert nicht nur in die Gewinnung neuer Arbeitskräfte, sondern auch in die Erhaltung und Motivation der Belegschaft. Unsere wertvollste Ressource sind unsere Mitarbeiter.



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